Waldbrand in Sundern-Stemel
Waldbrand in Sundern-Stemel

Waldbrand in Sundern-Stemel

[Meldung vom 25.07.2022]

Die Einsatzlage beim Waldbrand in Sundern-Stemel war für alle Beteiligten eine ganz besondere Erfahrung und Herausforderung.

Zum einen durch die Länge des Einsatzes vom 19.07. bis zum 22.07., als auch durch die Intensität und Dimension mit einer Schadensfläche von 115.000 m² (16 Fußballfelder).

 

Aufgrund des hohen Koordinierungsbedarfs hat die Kreisbrandmeisterei unter der Führung von Kreisbrandmeister Bernd Krause am 20.07. die Gesamteinsatzleitung übernommen. Ab diesem Zeitpunkt war ein Vertreter der Kreisbrandmeisterei rund um die Uhr vor Ort, nachdem man sich bereits am 19.07. ein Bild über die Lage gemacht hat. 

 

Vom Zentrum für Feuerschutz und Rettungswesen in Meschede-Enste wurden die kreiseigenen Abrollbehälter AB-Einsatzleitung sowie AB-TankWasser entsandt. Unterstützt wurden die Löscharbeiten weiterhin durch die Fliegerstaffel der Polizei. Während am 20.07. ein Hubschrauber der Landespolizei 800 Liter Wasser pro Flug mittels eines sog. Bambi-Buckets auf die Brandfläche abgeworfen hat, der am 21.07. ab Mittag zu einem anderen Waldbrand abgezogen wurde, übernahm am Nachmittag des 21.07. ein Hubschrauber der Bundespolizei. Die Maschine vom Typ Super-Puma ist in der Lage, rund 2.000 Liter Wasser in einem unter dem Hubschrauber befestigten Behälter aufzunehmen und dieses im für bodengebundene Einsatzkräfte schwer zugänglichen Gelände abzulassen.

 

Ein Hauptaugenmerk der Einsatzleitung lag auf der Sicherung einer nahe der Brandstelle verlaufenden 110 kV Überland-Stromleitung der Westnetz. Eine Beschädigung dieser Leitung hätte die Stromversorgung von rd. 45.000 Einwohnern in Sundern und Teilen von Arnsberg sowie einiger Klinken und Seniorenheimen gefährdet. Durch gemeinsame Anstrengungen aller Einsatzkräfte konnte mit den Kreis-Segmentregnern sowie oszillierenden Wasserwerfern eine Riegelstellung aufgebaut werden und die Stromleitungen somit gesichert werden. Alleine durch die beim Wasserförderzug HSK vorgehaltenen Segmentregnern konnte ein Länge von 300 Metern abgedeckt werden, ohne dass hier personalintensiv Einsatzkräfte mit Strahlrohren vorgehalten werden mussten. Bei den Wasserwerfern bzw. Monitoren ist die hohe Wurfweite hervorzuheben. Hiermit konnte aus einer sicheren Entfernung von bis zu 60 Metern thermisch aufbereitete Flächen abgekühlt werden, ohne Einsatzkräfte einer besonderen Gefährdung auszusetzen. Diese Gerätschaften sind auf dem Abrollbehälter Schaum/Sonderlöschmittel bzw. Abrollbehälter TankWasser des Hochsauerlandkreises verlastet.

 

Apropos gemeinsame Kraftanstrengung: ein wesentlicher Aspekt des Erfolges waren wiederum die im Hochsauerlandkreis vorgeplanten überörtlichen Züge aus allen Feuerwehren im Kreis. Nachdem am ersten Tag alle Einheiten aus dem Stadtgebiet Sundern ergänzt um 4 Löschzüge aus Arnsberg, Eslohe, Meschede und Schmallenberg eingebunden waren, wurde die Feuerwehr Sundern nach und nach durch Feuerwehrangehörige aus dem gesamten Kreisgebiet ausgelöst. Speziell die an diesen Tagen vorherrschenden hohen Temperaturen, verbunden mit den kräftezehrenden Arbeiten im teils unwegsamen Gelände, machten eine hohe Fluktuation bei den Einsatzkräften erforderlich. Hierfür wurden Löschzüge aus allen anderen Kommunen im Hochsauerlandkreis nach Sundern alarmiert, die dann nach rund 4 Stunden Einsatzzeit wiederum abgelöst wurden. Dadurch konnten die Arbeitsschichten für jeden einzelnen annähernd erträglich gehalten werden. Gleichzeitig sicherte dies die dringend erforderliche Erholungszeit der Sunderner Feuerwehrfrauen und -männer. Diese stellten während der gesamten Einsatzzeit natürlich weiterhin den Grundschutz für parallele Einsätze im Stadtgebiet Sundern sicher. 

 

Einen großen Anteil am Einsatzerfolg hat auch das Zusammenspiel der Waldbrandkonzepte von Feuerwehr Sundern, Hochsauerlandkreis und Land NRW gebracht. Hier ist besonders die Sicherstellung der Wasserversorgung durch die Wasserförderzüge zu erwähnen. Bereits zu Beginn des Einsatzes wurde der Wasserförderzug des Hochsauerlandkreises alarmiert. Dieser baute zunächst eine Staustufe in dem nahegelegenen Gewässer „Röhr“ auf, aus welchem rund 2.000 Liter Wasser pro Minute gefördert werden konnte. Im weiteren Einsatzverlauf wurde dann auch der Förderzug des Kreises Unna alarmiert, der sodann eine Wasserförderung aus dem Sorpesee in Richtung des Pumpenmoduls des Wasserförderzuges HSK errichtete. In dem oberhalb der Brandstelle gelegenen Einsatzabschnitt erfolgte die Wasserversorgung zunächst mittels Pendelverkehr durch Tanklöschfahrzeuge der Feuerwehr, die durch Landwirte mit ihren Wasserbehältern unterstützt wurden. Nachdem mit Paderborn der dritte Wasserförderzug eintraf, konnte die Wasserversorgung von der Sorpe bis in den oberen Einsatzabschnitt verlängert werden. Hierdurch stand nunmehr eine konstante Wassermenge von rd. 6.000 Litern pro Minute zur Verfügung, so dass hierdurch der Pendelverkehr abgelöst werden konnte. Durch die drei Wasserförderzüge wurden insgesamt rd. 4,2 Kilometer F-Schläuche verlegt, hierbei wurden 70 Höhenmeter abwärts und 120 Höhenmeter Bergauf überwunden. Nach groben Berechnungen sind hierbei zusammen mit dem Pendelverkehr ca. 15.000 Kubikmeter (also ca. 15 Mio. Liter) Löschwasser bewegt worden. 

 

Während des gesamten Einsatzes konnte eine hohe thermische Aufbereitung des Bodens festgestellt werden. Sobald die Wasserabgabe an den Strahlrohren kurzzeitig eingestellt wurde, bemerkten die Einsatzkräfte sofort eine spürbare Temperaturerhöhung durch den abgelöschten Erdboden. Recht eindrucksvoll belegen dies Messungen mittels einer Drohne mit Wärmebildkamera. So wurde nachts aus größerer Höhe eine Temperatur um 150 Grad Celsius im Erdreich (kein offenes Feuer) gemessen. Dies führte immer wieder zu Entzündungen in den Randbereichen, so dass auch nachts die Löschmaßnahmen aufrechterhalten werden mussten. Dies erfolgte sowohl durch handgeführte Strahlrohre als auch durch weitere Segmentregner, die zwischenzeitlich aus dem Kreis Soest und eine adhoc Beschaffung der Feuerwehr Sundern bereitgestellt wurden. Nachdem am dritten Tag alle Brandstellen oberflächlich gelöscht waren, wurden die bereits abgebrannten Flächen mit einem Raupenmulcher bis zu einer Tiefe von ca. 30 Zentimetern aufgebrochen. Diese Fläche wurde sodann mit Segmentregnern eingenässt, um ein erneutes Aufflammen zu verhindern und die Temperaturen im Erdreich signifikant zu senken. 

 

Am 22.07. konnte gegen 4:30 Uhr schließlich „Wasser halt“ und um ca. 8 Uhr der Leitstelle dann auch endlich „Feuer aus“ gemeldet werden. In diesem Zuge wurde dann auch die Einsatzleitung von der Kreisbrandmeisterei auf die örtliche Feuerwehr zurückübertragen. In den folgenden Stunden stand nun noch der Rückbau der verlegten Schlauchleitungen, die Reinigung der Ausrüstung und die generelle Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft von Gerätschaften und Fahrzeugen an. Parallel wurde und wird die Einsatzstelle in regelmäßigen Abständen von einer Brandwache kontrolliert und einzelne Glutnester (in den Tiefen von Baumstümpfen und Wurzelwerk) abgelöscht.

 

Ein großer Dank geht an die in Spitzenzeiten bis zu 400 im Einsatz befindlichen Feuerwehrfrauen und -männer. Ebenso an die vielen weiteren Kräfte von Polizei, Hilfsorganisationen, Leitstelle/ZFR, Wald und Holz NRW, DLRG und den zahlreichen zivilen Helfern und Unterstützern. Die vergangenen Tage zeigen sowohl die Wichtigkeit der bestehenden Waldbrandkonzepte als auch die Notwendigkeit der fortwährenden Anpassungen. Die klimatischen Entwicklungen sowie die Auswirkungen durch den Borkenkäfer lassen das Waldbrandrisiko leider nicht geringer werden. Ebenso sind die Erfahrungen wichtig, die aus entsprechenden Übungen gewonnen werden. So hat beispielsweise erst vor 5 Wochen eine gemeinsame Übung der Wasserförderzüge HSK und Unna in Sundern-Hachen stattgefunden. Ebenso fand im Mai eine groß angelegte Übung in Bestwig-Ostwig statt, bei der die Handhabung aller nun in Sundern zum Einsatz gekommen Gerätschaften des Wasserförderzuges geübt wurden. 

 

Ebenfalls ist hervorzuheben, dass es zu keinen ernsthaften Verletzungen bei den beteiligten Einsatzkräften gekommen ist. In Anbetracht der extrem belastenden Temperaturen, des teilweise unwegsamen Geländes und der hohen Zahl an Einsatzkräften, beweist dies das umsichtige Handeln aller beteiligten Personen und Verantwortungsträgern.